Die Rekonstruktion der Holy-Orgel von 1723

Der Prospekt der Holy-Orgel in Canum.

Da bis auf den Prospekt (also die Vorderseite einer Orgel) mit 21 originalen Pfeifen keine weiteren Teile der Holy-Orgel von 1723 mehr existierten, mussten wir uns nur anhand von Abdrücken (auf den polygonale Tonnen im unteren Kranz) und zweier anderer Holy-Orgeln an dessen Arbeitsweise so weit annähern, wie es in der Restaurierungspraxis bisher so noch nicht üblich war.

Wir verwendeten zum Beispiel einen eichenen Balken, der beim Einbau der Orgel aus dem Gewölbe entfernt werden musste, als Balggerüst: Das Material war zu Holys Zeiten wertvoller als Arbeitszeit.

Tonbezeichnungen an den Zungenblöcken wurden mit einer Feder geschrieben, die Registerschildchen in Zinn graviert, wie es Holy in Marienhafe machte.


Rückseite Prospekt mit Pfeifen Spielwerk Balganlage mit verarbeitetem Deckenbalken Brustwerkslade




Die neue St. Pauli-Orgel

Prospekt der Orgel in der St.-Pauli-Kirche

Die architektonisch wunderbar rund konstruierte Emporensituation und das Kruzifix (aus der vorherigen, 1814 niedergebrannten St.Pauli-Kirche) waren eine Steilvorlage für den Prospekt der Orgel.

Als die klassizistische Kirche 1816 gebaut wurde, hat Wohlien den Zuschlag für die neue Orgel bekommen. Dies war Grund für uns, hier dessen Mensuren der Orgel von Puerto de la Cruz, Teneriffa von 1818 (2005 von uns restauriert) zu verwenden.

Aber ansonsten wurde hier so gebaut, wie ich mir modernen Orgelbau vorstelle: Herstellungsspuren von Maschinen, Lötfarbe auf aufgelöteten Deckeln usw. unter Beibehaltung bewährter Materialien, also Funktionalität statt Detailversessenheit!

So konnten wir die Orgel der Gemeinde mit einem Registerpreis von nur 12.000.- € anbieten, obwohl alles bis hin zu den Zungen von uns in Handarbeit hergestellt wurde.